Die Möwe sucht einen rechten Fleck, nach langem Flug über tiefes Wasser
Ein Seestern hat zu laut gelacht, zum Mittagessen war er klein gehackt
Ein wenig Ruhe, ein bisschen Zeit, dieses Jahr war das Meer vereist
Möwen fliegen frei, wohin der launische Wind sie trägt
Kein Wunder, die Welt von oben betrachtet ist so viel schöner
Die Luft frischer und der Menschen Kleinkrämerei vergessen.
Möven fliegen frei.
Haltet den Landeplatz frei, am Montag um sieben, so steht es geschrieben, für Doris Brunkert die Hafenmöve
>>> https://dorisbrunkertblog.com/
1. Nenne den Schmerz beim Namen. Wer ist der Dämon, der dich zum Schreiben verführte?
Ich lernte zufälligerweise sehr früh lesen durch meine damals nicht sprechfähige ältere Schwester. Meine Mutter brachte ihr unermüdlich das Alphabet bei. Ich saß meist daneben und stellte mit 5 Jahren eines Tages fest, dass ich lesen konnte. Ab da las ich alles, was mir unter die Finger kam. Schreiben gestaltete sich schon wesentlich schwieriger. Einfach nur zum Spaß schreiben oder aus einem inneren Drang heraus kam erst sehr viel später, mit 15 etwa. Mit zunehmendem Alter wurde es notwendiger. Was unter anderem auch an meinen Eltern lag – an deren Geschichte. Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist’s der Traum namens Selbstentfaltung und die Einsicht, dass Schreiben nur vor dem Tod geht.
2. Wer dich kennenlernen will muss wissen, dass du …
Ich bin auf ewig Tucholski dankbar, der vom Künstler schreibt, der in Ruhe gelassen will. Seit dem ich das las und Beuys pragmatischer Auskunft „Jeder ist ein Künstler“, lebe ich meine Macke (in-Ruhe-gelassen-werden-wollen) unbesorgter aus. Mit anderen Worten: Ich bin gern allein. Nun zu den Geheimnissen: Warum Nichtgeheimnisse oft beunruhigender für mich sind als Geheimnisse, ist mir bis gerade eben noch nie aufgefallen. (Es erinnert mich an die Zeilen aus einem Rilke-Gedicht „Ich fürchte mich so vor des Menschen Wort. Sie sprechen alles so deutlich aus: Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus“).
3. Welche Götter verehrst du?
Völlig unbekannte Menschen, Heldinnen und Helden der soeben erloschnen Gegenwart: Menschen, die ich traf, die völlig aufgehen in dem, was sie tun und die Welt um sich herum dabei vergessen.
Gedichte von Rilke, Heine, Trakl und Celan zogen mich zuerst in ihren Bann. Mein erster komplett gelesener Gedichtband hieß „hundert Freuden“ von Wislawa Symborska. Damit war ich angefixt; auch begann ich wieder zu schreiben. Jetzt lese ich meistens das Schreibwerk andrer Blogs und deren Empfehlungen. So kam ich auf Thomas Kling. Ich tu mich schwer, seine Gedichte zu lesen. Aber dass er unter den Göttern weilt, dessen bin ich mir sicher. Seine Eigenwilligkeit und sein Bruch mit dem Konventionellen empfinde ich als befreiend. Und er lässt mich nicht los.
4. Was tust du, um dein Werk bekannt zu machen?
Von März 2015 bis Januar 2016 habe ich auf dem Blog Blaupause geschrieben. Hier mitmachen bei den Montagslyrikerinnen. Mal sehen, was sich so tut.
5. Und nun, zeige dich!
Es geht bergauf
Hinter dem Stein, liegt, wie ich vermute,
der offne Eingang in die erste Welt.
Sie sagen, der Himmel sei wie ein Brot,
und über dem Land läge endlich Ruh.Größer werdender Stein, den ich schiebe,
verdeckst mir die Aussicht von dem, was ist.
Kaum ein Gewicht am Fuße des Berges,
bist nun die Waffe, die fest auf mich zielt.Solange ich wache, halte ich fest,
was sonst mir zerränne wie feiner Sand.
Nur noch einen Meter, nur einen Schritt,
will Aug’in Aug‘ mit meinem Engel sein….
abgefahren
ist zug um zug ein tunnel im blick
graffitiarm und graubetoniert
räder quietschen noch lieder vom tod
ein sprung würde reichen ein satzsprühend das neon über dem mond
hoch erhoben blecherne becher
fangen ein den abglanz der nacht
ihn in innere kreise siebendnichts war und was sollte auch sein
wie immer weht ein anderer wind
mit 17 haben menschen träume
und jedes gleis trägt zungen aus stahl….
nicht hier und nicht jetzt
Kind auf dem Weg ohne Straße,
die Berge sind rauh, sind rauh.
Heiß ist die Sonne, ist der Staub,
noch weit ist sein Weg, noch weit.Maria starb, wie Joseph auch,
Er nennt sie Faruk und Rahel,
Ihr Esel liegt nicht begraben,
Sein Präsident fürchtet ihn nicht.Die Wüste fühlte seinen Fuß,
staksige Schritte ohne Schuh‘,
Sterne zoomten sich für ihn groß,
gossen Kälte und Träume aus.Drohnen nehmen die Bilder auf,
wie er langsamer geht und fällt.
Auch Satelliten orten ihn
und mit ihm sind nur Kinder.….
neuland
letztes wort
wie weich ist’s doch was in dir schlummert
während du dich mit rauhheit rüstest
und stacheln heftest an jede handdass ich in deinen boden weine
ausgeschüttet wie ein regen bin
in einer zutiefst betagten nacht
ist endlich aufgegangner same….
an eine meiner musen
schwarzer strich mimosenmund
ritz mir deinen schatten ein
bis zum ende dieser nachtdurchkreuze meine flügel
mit deinem langen schweigen
deinem schirm in meinem schlaf….
ruhe
die stille im lauten
der trost im donnern der wellen
weil ich an land bin und bleibe
angekommen unter vielen
–
weil das zu laute aufhört
sich anschmiegt an größere kraft
müde werden darf das müde
das tosen der gedankenflut…
zeitfenster
ich gewöhn mich nicht an den tod
starr ruht der see aus dem ich trank
ich seh fern und schalte nicht ab
bis ich satt bin von seinem eis
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Denk was du willst, glaub was du willst,
nur lass mir meine Ruhe.
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Wie schön, die Hafenmöwe hier zu finden!
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Beim Lesen dieser schönen Poesie kann man den Abend ganz wunderbar ausklingen lassen:-) Vielen dank für diese wunderschönen Worte und Zeilen:-)
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Ein sehr schöner Blog, schöne Gedichte. Ich werde wieder kommen um einige schöne Gedichte wieder zu lesen.
Lg Martina
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Das ist großer Gesang, liebe Hafenmöwe. Worte, die tönen und brausen, immer eine Ahnung von Mehr im Gepäck. Mehrfach lesen, singen lassen in Kopf und Herz. Bis die Ahnung Gewissheit wird.
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Liebe Poeta, das ehrt die Möwe, diese Worte von Dir, der Blogautorin von“ Herzhüpfen“, wo es sehr viel Musikalisches zu lesen gibt…. – (und zumal wir Möwen eher nicht als Singvögel durchgehen.
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Diese Möwe schon 😉. Und sie singt eben nicht wie ein zartes Singvögelchen. Ihr Gesang hat Ecken und Kanten und wortige Wucht.
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hach, wenn die Dichterin Poeta so spricht, dann… dann… dann gebe ich das große Lob gleich zurück an diese, deren Gedichte ich so gern lese. Ich hoffe, dass ich auf dem Laufenden bleibe, was Deinen Blog angeht. Dir frohes Schaffen und Rückenwind für all Deine Veröffentlichungen!
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Lieben Dank 😄 und den guten Wind für alle Flugmanöver Dir auch!
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