Hippiekneipe, Musikladen und ewiger Kult
Keine Ahnung, wann ich das erste Mal bei Ramon aufschlug. Muss aber an die 12 Jahre her sein, als wir an den Ostendplatz zogen. Seitdem schleppte ich meine Kumpels da rein, besoff mich gnadenlos und war sogar mal mit meinem Vater dort, im Herzen des Stuttgarter Ostens.
Ramon erzählte mir, dass er eigentlich auf ein Konzert in München wollte. Extra angereist, aus dem damals faschistischen Spanien um Diktator Franco. Im goldenen Jahr 1973, das Jahr indem ich geboren wurde. In Stuttgart musste er umsteigen, verpasste den Zug und ist geblieben, bis heute. Die Gastarbeiter im El Rincon kümmerten sich um ihn, organisierten Ramon einen Job, bis er zwei Jahre später im Schlampazius landete. Der ehemalige Wirt Maiwald nahm ihn auf und Ramon blieb, bis Maiwald starb. An der Einrichtung der Kneipe hat sich seitdem nichts verändert. Weder von außen noch von innen. Ein paar Gemälde kamen hinzu, ein nicht ganz so abgesifftes Sofa. Fertig ist die Hippiekneipe, der ewige Kult.
Als wir aus dem Stuttgarter Westen in den Osten zogen, wunderten wir uns, dass es in dem Stadtviertel praktisch keine Kneipe gab. Naja, es gab schon Kneipen, aber entweder solche mit Spielautomaten und Dosenbier plus Schnaps für 1 Euro oder alteingesessene schwäbische Lokale. Keine guten Aussichten, bis ich das Schlampazius entdeckte, der Musikladen schlecht hin. Eine Kneipe, die mir sofort gefiel. Die Musik kam aus dem Kassettenrekorder, die Theke sah aus wie ein Indischer Heiligenschrein und die Sofas waren seit Jahrzehnten hinüber. An dem Wänden verewigt: Che Guevara, Frank Zappa, Jim Morrision, Janis Joplin und Jimi Hendrix. Loriot war schon da, genauso wie die Ärzte. Und natürlich Franky und Anton und noch ein paar andere Kumpels, die ich mit reinschleppte.
Wir hatten immer eine gute Zeit und wenn ich mal allein reinging, lernte ich stets jemanden kennen. Auf jeden Fall wollte Ramon die Tage dicht machen, wurde mal wieder überredet weiterzumachen und es gab sogar eine Party, wegen dem 45-jährigen Bestehen des Schlampazius. Natürlich waren wir eingeladen und natürlich waren wir dort und natürlich war der Abend der Hammer, weshalb ich mir wünsche Ramon macht noch 45 Jahre weiter und verschiebt seinen Ruhestand in Andalusien um weitere Jahre. Prost!
Schon wahr, 73 war wirklich ein guter Jahrgang für manch wundervolles Tröpfchen! *fg*
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Jep! Heute unbezahlbar 😉
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😀
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